Am 28. Oktober 2018 ist es hundert Jahre her, dass ein unabhängiger, tschechoslowakischer Staat auf den Trümmern der Donaumonarchie entstand. Zwar existiert die Tschechoslowakei nicht mehr, doch das Jubiläum dieses prägenden Ereignisses wird in der tschechischen und der slowakischen Republik gleichsam erinnert. Die wichtigsten Augenblicke aus der Geschichte der Entstehung und der Existenz der Tschechoslowakei  möchte ich hier kurz zusammenfassen. 

Eine besondere Rolle spielten dabei auch die deutsch-tschechischen Beziehungen. Der Sprachen- und Nationalitäten-Streit zwischen Deutschen und Tschechen spitzte sich in Böhmen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts immer weiter zu. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, waren Verhandlungen über einen politischen Ausgleich gescheitert. Der Philosophieprofessor Tomas Garrigue Masryk war überzeugt, dass die Österreich-Ungarische Monarchie diesen Krieg nicht überstehen würde. Er strebte zusammen mit dem slowakischen Politiker Milan Rastislav Štefánik die Vereinigung der Tschechen mit den unter ungarischer Krone lebenden Slowaken in einem neuen Staat an.

Masaryk und Beneš warben bei den Alliierten für seine Pläne. Frankreich erkannte daraufhin den tschechoslowakischen Nationalrat an. Es gelang die Bildung einer eigenen Exilarmee, die an der Seite der Entente gegen die Mittelmächte kämpfte. 1918 wurde Štefánik zum General der Tschechoslowakischen Legion und zum Verteidigungsminister der vorläufigen Regierung ernannt. Im Mai 1918 versuchte er vergebens die Hauptkräfte der Legion in Sibirien zum Aufbau einer neuen Ostfront einzusetzen.

Štefánik starb kurz nach der Entstehung der Tschechoslowakei am 4. Mai 1919 beim Absturz seines Doppeldeckers. Masaryk gelang es vor dem Kriegsende, in Washington den zögernden US-Präsidenten Woodrow Wilson auf seine Seite zu ziehen. Er hatte in seinen „14 Punkten“ eine autonome Entwicklung für die Völker Österreich-Ungarns gefordert. Im Pittsburger Vertrag vom 31. Mai 1918 einigten sich tschechische und slowakische Exilgruppen auf die Grundlagen des neuen Staates. Darin sagte Masaryk den Slowaken eine autonome Verwaltung und Gleichberechtigung zu – ein Versprechen, das später abgeschwächt wurde. Nach der Volkszählung von 1921 stellten die Tschechen rund 50 %, die Slowaken 15 % und die deutschsprachige Minderheit 23 % der Bevölkerung.

Die Tschechoslowakei wurde im Sommer 1918 als alliierte Macht anerkannt. Am 28. Oktober 1918 proklamierte der Tschechoslowakische Nationalausschuss, dem keine deutschen Vertreter angehörten, in Prag den eigenständigen Staat. Die deutschen Politiker hatten andere Pläne. Sie proklamierten ein unabhängiges Deutsch-Österreich. Es handelte sich um das böhmische Deutschböhmen, den Böhmerwald, das mährische und schlesische Sudetenland und Deutschsüdmähren. Die neue Zentralregierung konnte sich in den deutschsprachigen Randgebieten sowie in der Slowakei gegen Ungarn erst nach militärischen Auseinandersetzungen durchsetzen. Die neue Tschechoslowakische Republik bestand aus den historischen Ländern der Böhmischen Krone: Böhmen, Mähren, Schlesien und den neuen Gebieten der Slowakei und Karpatenukraine, die zum ungarischen Königtum gehörten.

Die Tschechoslowakei erreichte in Europa zwischen den Weltkriegen trotz der komplizierten, innenpolitischen Situation eine wichtige Position und spielte eine bedeutende wirtschaftliche Rolle.

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